Im Verlauf eines Lebens hängt man während verschiedener Phasen unterschiedlichen Glaubenssätzen an – jung eher sozial, älter eher konservativ.
In meinem Fall bin ich sozial geblieben – im Gegenteil, je mehr ich in Kontakt mit den Grausamkeiten einzelner Menschen, ganzer Systeme und Institutionen gekommen bin, umso entschiedener stehe ich ein für Gerechtigkeit und Mitgefühl.
Humanistisch würde man diese Haltung wohl nennen, ihr Fundament wohl sogar christlich, mit aller Vorsicht im Umgang mit diesem Begriff. Wenn Menschen wie Soren Kierkegaard, Dietrich Bonhoeffer und Karl Barth damit verknüpft sind, soll er mir recht sein.
So wie unser Körper und unser Geist miteinander verwoben sind, so sind Philosophie und Spiritualität nur im Tun real, wobei das Tun auch Fühlen, Trauern und Trösten umfassen kann.
Das Leben ist nicht sinnlos, wie viele heute meinen. Es geht um Entwicklung, Veränderung und Erkenntnis; was wir tun, wie wir es tun und uns entwickeln ist bedeutungsvoll, für uns und für andere.
Ist dies schon eine vollständige Philosophie? Vielleicht kein ausgefeiltes akademisches Gebäude, aber doch ein taugliches Fundament für die Arbeit mit Menschen, die ihren Glauben an das Gute vielleicht verloren haben – aufgrund dessen, was ihnen widerfahren ist. Aber das Licht war schon immer der Dunkelheit überlegen.
Den ersten Kontakt gestalten wir bei mit einem offenen Austausch über Ihr Anliegen. Wenn die/der KlientIn und ich davon überzeugt sind, dass wir gut zusammen arbeiten, beginnen wir mit der Traumaarbeit bereits in der ersten oder bald folgenden Session. Diese dauern 60 Minuten, wobei der Abschluss immer harmonisch gestaltet wird – wir lassen die Uhr nicht allein bestimmen.
Wie geht Traumaarbeit? Das hängt auch von den Vorlieben und Neigungen des Klienten ab; sind sie eher bildhaft, körperbetont oder emotional betont in Ihrem Wesen? Auf jeden Fall arbeiten wir in einer leichten Trance, die ich als Hypnotherapeut bewusst einsetzte, sie hilft unserem Zugang zum impliziten Gedächtnis. In diesem unbewussten Anteil unserer Erinnerung sind diejenigen Anteile gespeichert welche für die Symptome der posttraumatischen Folgestörung verantwortlich sind.
Ob bewusst erinnert oder nicht, die emotionalen und überwältigten Anteile des Traumas werden in uns zuerst dissoziiert, d.h. abgespalten. Diese zu prozessieren und zu integrieren ist der heilende Vorgang. Letztlich dienen alle anderen Prozesse – Stabilisation, Vertrauensbildung, Innere Begegnung – nur diesem Ziel.
Bei einem chronischen Trauma (KPTBS) entstehen innere Anteile mit einer eigenen Sicht der Welt, der Menschen und des eigenen Körpers. Mit diesem Anteilen arbeiten wir ebenfalls, immer auf Augenhöhe und liebevoll. Dies geschieht mittels Ego State Technik oder enaktiver Therapie.
Hausaufgaben gibt es bei uns nicht, jedenfalls nicht im herkömmlichen Sinn. Vielleicht erwarte ich sogar mehr als das, eine zunehmende Beobachterfunktion, ein Spüren seiner Bedürfnisse, seines Körpers, seiner Reaktionen. Ein zunehmend bewusstes Leben, aber nicht im kognitiven, sondern im emotional-körperlichen Bereich. Traumabearbeitung ist kein kognitiver Prozess, sondern spielt sich im autonomen Nervensystem, im limbischen System und im impliziten Gedächtnis statt.
Die Dauer einer Traumatherapie ist extrem unterschiedlich – von wenigen Sessions bei einer PTBS bis zu einer langen Therapie bei komplexen und hoch dissoziativen Situationen ist alles denkbar. Wir arbeiten so kurz wie möglich – in der Regel intensiv und über Strecken hinweg auch anstrengend – und so lange wie nötig.
Die Verbesserung Ihrer Symptomatik – mental, körperlich, in Bezug auf Leistung, Wohlbefinden, Selbsterleben und Beziehungen – ist das Ziel unserer Arbeit. Traumatisiert zu sein bedeutet eine wesentliche Einschränkung in einem oder mehreren dieser Bereiche, und nach meiner Philosophie kann lediglich eine Akzeptanz dieser Einschränkung allein keine Lösung sein. Jeder und jede hat dasselbe angeborene Recht auf ein sinnvolles und erfüllendes Leben.
Uns zu erinnern – und ich erlebe und gehe davon aus, dass wir vergessen – ist kein primäres Ziel einer Therapie. Aber wir schrecken auch nicht davor zurück, wenn es für die Prozessarbeit notwendig wird.
Wie mit neugewonnenen Erinnerungen umgegangen wird, ist sehr unterschiedlich. Oft nimmt uns die Realität das Heft aus der Hand, die Täter sind verstorben, die Verantwortlichen nicht mehr erreichbar, Beziehungen haben sich gewandelt – oder alles wird neu geordnet, kein Stein bleibt auf dem andern. Hier besteht mein Anteil in der Begleitung dieser intensiven Umwälzungen. Ziel ist ein sich-neu-einbetten in eine Situation die Ihnen auf den Leib geschneidert ist – im Einklang mit den Menschen welche sie begleiten.
Ein schmerz- und kontaktloses Leben ist kein vernünftiges Ziel. Wir bleiben Menschen, unterworfen den Veränderungen des Lebens, unseren Lernprozessen, letztlich auch dem Leiden. Aber eine traumatische Belastung verhindert gerade diese Auseinandersetzung, weil sie uns vom Kontakt mit der Realität abhält. Diese stecken gebliebenen Prozesse zu finden, ihnen zu begegnen und sie zu verarbeiten ist unsere gemeinsame Arbeit.